Lage bleibt aber herausfordernd, solange der Krieg andauert © APA - Austria Presse Agentur

Die Finanzinstitute im Euroraum sind nach Ansicht der EZB-Bankenaufsicht insgesamt gut durch das vom Ukraine-Krieg und seine Folgen geprägte Jahr 2022 gekommen. Dennoch gibt es aus Sicht der EZB-Bankenaufseher eine Reihe von zu behebenden Mängeln bei den Geldhäusern.

"Die Banken müssen anhaltende Schwächen beseitigen, insbesondere in ihren Risikokontroll- und Governance-Rahmen, und künftige Entwicklungen vorsichtig bewerten", mahnte EZB-Chefbankenaufseher Andrea Enria am Mittwoch in Frankfurt bei der Vorstellung der Ergebnisse der jährlichen Bankenprüfung (SREP) an. Von 24 Banken verlangte die Aufsicht Kapitalzuschläge, da diese nicht genügend Vorsorge für faule Kredite geleistet haben.

Enria zog aber ein insgesamt positives Fazit: "Die Banken haben die wirtschaftlichen Auswirkungen der russischen Invasion in die Ukraine dank ihrer starken Eigenkapital- und Liquiditätspositionen, ihrer höheren Rentabilität und der kontinuierlichen Verbesserung der Aktivaqualität gut verkraftet." Trotz einer sich eintrübenden Konjunktur und einer sich verschlechternden Börsenentwicklung seien sie insgesamt robust aufgestellt. Dabei halfen auch die gestiegenen Zinsen. Die EZB hatte im Juli erstmals seit 2011 die Schlüsselsätze erhöht und damit eine Serie von Zinsanhebungen gestartet.

Die meisten Institute verfügten laut EZB über mehr Kapital, als sie gemäß den Kapitalanforderungen und -empfehlungen besitzen müssten. Lediglich ein Geldhaus erfüllte im vergangenen Jahr die Kapitalanforderungen und -empfehlungen nicht. Noch 2021 waren es sechs Institute gewesen. Die Gesamtkapitalanforderung und -empfehlung für das harte Kernkapital (CET 1) für 2023 erhöhe sich im Schnitt nur leicht auf 10,7 Prozent von 10,4 Prozent. Solange der Krieg andauere, hielten aber auch die Herausforderungen für die Institute an, erklärte Enria. Zudem müssten die Auswirkungen steigender Zinsen sorgfältig beobachtet werden.

"Während steigende Zinsen die Profitabilität der Banken im Moment erhöhen, können sie auch die Fähigkeit der Kunden in einer Reihe von Portfolios und Geschäftsbereichen beeinträchtigen, ihre Schulden zurückzuzahlen", warnte Enria. Die Aufseher forderten die Institute in diesem Zusammenhang eindringlich auf, für faule Kredite hinreichend Vorsorge zu treffen. Zudem gebe es bei der Klassifikation von Wackelkrediten immer noch Mängel in der Risikokontrolle.

In der Unternehmensführung (Governance) sehe die EZB noch den größten Bedarf an Nachbesserungen. "Das ist das Gebiet, wo wir die meisten Sachverhalte bei vielen Banken anschneiden", sagte Enria. Die Institute würden verstehen, was von ihnen verlangt werde. "Aber manchmal reagieren sie nicht schnell und entschieden genug, wie wir das von ihnen erwarten." Die Aufsicht plane hier einen Eskalierungsprozess durch die Vorgabe klarer Fristen, kündigte Enria an.

Im Blick haben die Banken-Kontrolleure auch die Gefahr von Hackerattacken. "Das Risiko von Cyberangriffen ist im aktuellen Umfeld weiter gestiegen, nachdem es bereits während der Pandemie zugenommen hatte", führte Enria aus. Die Institute müssten auch Mängel in ihren Outsourcing-Vereinbarungen sowie bei der IT-Sicherheit beheben.

Die EZB ist seit 2014 für die Aufsicht über die großen Banken in der Eurozone zuständig. Aktuell überwacht sie 113 Institute, darunter sind in Deutschland die Deutsche Bank und die Commerzbank und in Österreich die Erste Group sowie die Raiffeisen Bank International (RBI).