Die Länder Mittel-, Ost- und Südosteuropas haben von den ausländischen Direktinvestitionen seit Anfang der 1990er Jahre stark profitiert - mit Abstand am meisten jedoch von den Investitionen aus Deutschland und Österreich. Das ist das Ergebnis einer Studie, die das Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche (wiiw) im Auftrag des Ost-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft erstellt hat.

Konkret wurden Tschechien, Ungarn, Polen, die Slowakei, Slowenien, Estland, Lettland, Litauen, Bulgarien, Kroatien, Rumänien, Albanien, Bosnien-Herzegowina, Kosovo, Montenegro, Nordmazedonien und Serbien im Zeitraum 1993 bis 2020 untersucht.

Bis Ende 2020 hatten deutsche Firmen 109 Mrd. Euro in den 17 CESEE-Ländern investiert, österreichische Unternehmen 76 Mrd. Euro.

Insgesamt haben diese Volkswirtschaften zwischen 1993 und 2020 im Durchschnitt jährlich Direktinvestitionen (FDI) in Höhe von 4,4 Prozent ihrer Wirtschaftsleistung erhalten, was fast doppelt so hoch ist wie der weltweite Durchschnitt (2,5 Prozent des BIP).

Trotz der anhaltenden Zuflüsse an ausländischen Direktinvestitionen gelang es den CESEE-Ländern in diesem Zeitraum jedoch nicht, ein sehr starkes Wachstum zu erzielen. Ihre durchschnittliche jährliche Wachstumsrate betrug nur 2,6 Prozent und lag damit unter dem weltweiten Durchschnitt (2,9 Prozent). Darüber hinaus hat in fast allen CESEE-Ländern die Einkommensungleichheit deutlich zugenommen, und viele von ihnen haben Armutsquoten, die zu den höchsten in Europa gehören.

Das lag nach Meinung der wiiw-Ökonomen aber nicht an den ausländischen Direktinvestitionen, sondern an der schwachen Unterstützung für inländische Privatinvestitionen, unzureichenden öffentlichen Investitionen in die Infrastruktur, einem bescheidenen Ausgabenniveau für öffentliche Dienstleistungen und dem begrenzten Umfang der staatlichen Umverteilung.

Die ausländischen Investitionen hätten sich positiv auf das Wirtschaftswachstum ausgewirkt, wobei dieser Effekt bei ausländischen Direktinvestitionen aus Deutschland und Österreich besonders stark war. Deutsche und österreichische Investitionen würden auch Armut und soziale Ungleichheit reduzieren.

Direktinvestitionen von insgesamt 1 Prozentpunkt des BIP haben laut wiiw-Berechnungen zu einem um 0,19 Prozentpunkte höheren jährlichen BIP-Wachstum in CESEE geführt. Der Effekt deutscher und österreichischer Direktinvestitionen war fünfmal so stark - Investitionszuflüsse von 1 Prozentpunkt des BIP führten zu einem höheren BIP-Wachstum von 0,9 Prozentpunkten. Dieses Wachstum stammt vom höheren inländischen Konsum, den diese Direktinvestitionen ausgelöst haben, und aus dem Anstieg der Exporte, der sich daraus ergeben hat. Dabei hätten die ausländischen Direktinvestitionen nicht die inländischen Investitionen verdrängt.

Der höhere Verbrauch der privaten Haushalte war laut wiiw auf die niedrigere Arbeitslosigkeit zurückzuführen, die durch die ausländischen Direktinvestitionen ausgelöst wurde, sowie auf die höheren Löhne. Auch hier seien diese Effekte im Falle von Direktinvestitionen aus Deutschland und Österreich besonders ausgeprägt gewesen.

(APA)