Mag. Michael Kaltenbeck, CEO FactorBank AG im Porträt

NEW BUSINESS - NR. 8, OKTOBER 2013
Mag. Michael Kaltenbeck © FactorBank AG

Yes, he can.

Der Markt für Unternehmensfinanzierungen hat sich in den letzten Jahren stark gewandelt. Galt vor wenigen Jahren noch die Kreditfinanzierung als nahezu einziges Instrument der Fremdfinanzierung, entwickelte sich durch den zunehmenden globalen Einfluss eine neue Art der Unternehmensfinanzierung. Unternehmen wenden sich verstärkt alternativen Kapitalquellen zu. Eine davon ist Factoring – der Ankauf von kurzfristigen Forderungen  aus Warenlieferungen und Dienstleis­tungen. Unternehmen können mit Factoring ihre Finanzierungsstruktur und in weiterer Folge das bankinterne Rating positiv beeinflussen.

Im Factoring-Fieber
Die FactorBank, seit 2007 eine 100-prozentige Tochter der Bank Austria, hat sich in den über 40 Jahren ihres Bestehens auf dem österreichischen Markt gut etabliert. Seit 2010 steht sie unter der Leitung von Mag. Michael Kaltenbeck.
Mit viel Geduld, Leistungsbereitschaft und Unternehmergeist leitet Mag. ­Kaltenbeck das Daily Business der FactorBank bereits seit drei Jahren. Und das mit Erfolg. Kein Wunder nach 20-jährigem Erfahrungs- und Kontaktesammeln in der Bank-Austria-Gruppe, die den ambitionierten Entrepreneur auch nicht so schnell wieder loslassen wird.
Unter seiner Leitung konnte die FactorBank nämlich das Jahr 2012 mit einem Umsatzwachstum von mehr als 130 Prozent abschließen. Das angekaufte Umsatzvolumen betrug 4,6 Milliarden Euro und katapultierte die Bank-Austria-Tochter mit einem Marktanteil von 42 Prozent auf Platz eins auf dem österreichischen Factoring-Markt. Für das Jahr 2013 ist die FactorBank optimis­tisch, die Vorjahreszahlen gemeinsam mit dem starken Vertrieb der Bank Austria noch übertreffen zu können.

Mut zur Veränderung
Durch eine drastische Änderung des Factoring-Geschäfts und vor allem der Kundenanforderungen in den letzten 15 Jahren war eine intensive und ste­tige Arbeit an Kundenprozessen und die Modernisierung des Außenauftritts des Unternehmens, wie zum Beispiel die Anpassung der Homepage an das ­Design der Bank-Austria-Gruppe, die Erneuerung der IT-Prozesse hinsichtlich der Datenübertragung oder die Vereinfachung der Kundenverträge, unumgänglich und damit für den derzeitigen Erfolg ausschlaggebend.
Mag. Michael Kaltenbeck fühlt sich damit aus heutiger Sicht und durch die aktuellen Ergebnisse in seinen Entscheidungen zurecht bestätigt: „Es war wichtig, in dieser Zeit den Mut zu haben, Verän­derungen durchzuführen, ohne sie alle 100-prozentig getestet und jede Eventualität abgewogen zu haben." Die eingeschlagene Richtung war demnach weit mehr wert als die vorhergegan­gene Evaluierungsphase.

Erfolg zum Anfassen
Die Freude an seinem Job ist ihm deutlich anzuhören. Vor allem eine Menge Abwechslung bringe viel Spannung in seinen Berufsalltag, doch das ist noch lange nicht die einzige Faszination. „Dadurch, dass unser Unternehmen sehr stark wächst und sich dabei trotzdem in einer überschaubaren Größenordnung befindet, lassen sich gesetzte Maßnahmen direkt messen und somit sicht- und spürbar machen. Ein solcher Kontakt mit den Unternehmensergebnissen, sei es positiv oder negativ, ist für mich immer eine spannende Beobachtung", so Mag. Kaltenbeck über die Faszination seiner ­Position und Tätigkeit. Darüber hinaus sind regulatorische Voraussetzungen und Rahmenbedingungen seitens Finanzmarktaufsicht und Nationalbank ebenfalls ein faszinierendes Thema: „Die Gesamtverantwortung eines CEOs sollte nicht unterschätzt werden. Gerade in der Bankenbranche ist das zurzeit eine große Herausforderung, bietet aber auch Chancen zur weiteren Verbesserung von Prozessen und Abläufen."
Aus seiner Sicht gibt es im heutigen Geschäftsleben keine Ruhepausen mehr. Die praktische Umsetzung dieser Tatsache sieht Michael Kaltenbeck als eine der Hauptaufgaben heutiger Führungskräfte und erfüllt sie mit Erfolg.

Win-Win-Win
Die FactorBank als Partner der mittelständischen Wirtschaft in ganz Österreich hat es in den letzten Jahren geschafft, das Angebot und ihre Integra­tion in die Bank-Austria-Gruppe zu optimieren. Dass Factoring keine isolierte Finanzierungsform mehr ist, ist mit ein Grund dafür. Factoring ist heute vielmehr ein integrierter Bestandteil im Finanzierungsportfolio eines Kunden. Schließlich bedeutet der Mehrwert des Kunden auch einen Mehrwert für die finanzierenden Banken.
Die begonnene Strategie ist für Mag. ­Michael Kaltenbeck damit der perfekte Ausgangspunkt für den weiteren Unternehmensverlauf. Die Aufrechterhaltung der Marktführerschaft ist dadurch nicht in Gefahr.

Zehn Fragen an Michael Kaltenbeck.

Was wollten Sie als Kind werden?
Pilot. Ich war fasziniert von dem Zusammenspiel zwischen Technik und Mensch und vor allem von der Dreidimensionalität des Fliegens. Leider ist dieser Wunsch an meiner starken Kurzsichtigkeit gescheitert.

Was bedeuten Glück und Zufriedenheit für Sie?
Die Gesundheit meines menschlichen Umfelds und die Zeit, die ich mit meiner Familie verbringen darf. Wenn es der Familie gut geht, kann man sehr zufrieden sein.

Welches Buch haben Sie zuletzt gelesen?
Den Managementführer „Radikal führen" von Reinhard K. Sprenger. Klingt schlimmer, als der Inhalt in Wahrheit ist. Es geht um die Vereinfachung von Führungsprozessen und darum, sie beizubehalten. Ein sehr lehrreiches Buch und auch zum Querlesen geeignet.

Welche Persönlichkeit inspiriert Sie?
In der Jetztzeit bin ich von Barack ­Obama sowohl inspiriert als auch fasziniert. Hat viel für die afroamerikanische Bevölkerung getan. Außerdem bewundere ich seine offene und positive Ausstrahlung in einer Position wie der seinen.

Gibt es ein Lebensmotto, das Sie verfolgen?
Ja, sogar zwei. Erstens „Wo eine Wille ist, ist auch ein Weg" und zweitens „Aufgeben tut man nur einen Brief".

Mit wem würden Sie gerne einen Tag lang tauschen?
Mit dem Piloten eines Airbus A380.

Was ist das Verrückteste, das Sie je in Ihrem Leben getan haben?
Meine Tochter hat mich schon zwei Mal in einen ­Kletter­park entführt, wo ich mit einem Flying Fox über eine zwölf Meter hohe Schlucht rutschen musste. Das werde ich auch nie wieder machen.

Worüber haben Sie zuletzt gelacht?
Am meisten lache ich mit meinen zwei Kindern. Vor allem mein Jüngster ist mit seinen drei Jahren gerade in einer Phase, über die man ein Buch schreiben könnte.

Was motiviert Sie, tagtäglich aufzustehen?
Entweder das Läuten meines Radioweckers oder mein kleiner Sohn, der das Licht aufdreht und sagt, er möchte ein Buch lesen.

Wenn Sie ein Tier wären, welches wären Sie dann und warum?
Passend zu meinem Lebensmotto ein Elefant. Der Elefant bahnt sich immer einen Weg. Außerdem schätze ich sein soziales Verhalten und bin fasziniert von seiner Intelligenz.

Zur Person
Schon kurze Zeit nach Beginn seines BW-Studiums wurde Mag. Michael Kaltenbeck klar, dass Studieren alleine ihm keine ausreichende Erfüllung bot, und verbrachte ­einige Jahre in einer Filiale der damaligen Creditanstalt, bevor er im zweiten Studienabschnitt zur Firma Philips wechselte. Das damalige Videowerk im 23. Bezirk gab ihm die Möglichkeit, erste Erfahrungen im Projekt- und Prozessmanagement zu sammeln. Da Qualitätszertifizierungen wie ISO 9000 damals ein großes Thema waren, entschloss er sich, seine Diplomarbeit zu diesem Sujet zu verfassen. Weil ihn auch nach dem Studium das Bankgeschäft nicht loslassen wollte, startete er seinen Eroberungszug durch die Bankenwelt. Schluss­endlich landete er wieder in einem Trainee-Programm der Creditanstalt und wechselte danach hauptberuflich in den Firmenkundenvertrieb. Seit Sommer 2010 ist Mag. Michael Kaltenbeck CEO und Vorstandssprecher der FactorBank AG.

(BO)