Maria Kirschner, Vice President, General Manager Kyndryl Alps, im Porträt.

NEW BUSINESS - NR. 7/8, JULI/AUGUST 2023
»Ich bin Humanistin und ich glaube, wenn Menschen im richtigen Umfeld sind, können sie gemeinsam Großartiges leisten.« © Josef Schuster

Immer beweglich bleiben: Kundenzentriertheit und ständige Weiterentwicklung – dafür steht Maria Kirschner, die die Geschicke von Kyndryl Alps lenkt.

Heute trägt Maria Kirschner als Vice President, General Manager von Kyndryl Alps Verantwortung für den österreichischen und den Schweizer Markt. Das Unternehmen zählt zu den weltweit größten IT-Infrastrukturdienstleistern, mit über 4.000 Kund:innen in mehr als 60 Ländern. Kyndryl ist noch jung, aber dann auch wieder nicht: Denn entstanden ist es 2021 aus einer Abspaltung vom Traditions-IT-Konzern IBM.

Mit Liebe zum Beruf
Aufgewachsen ist Maria Kirschner im Burgenland. Ihr Vater war Landwirt im Seewinkel, dem Gebiet östlich des Neusiedler Sees, und liebte seine Arbeit. Ihre Mutter stand schon früh auf eigenen Beinen und arbeitete in jungen Jahren einige Zeit in der Schweiz. Diese Liebe zum Beruf sowie der Hang zu Selbstbestimmung und Eigenständigkeit sind beides ­Charaktereigenschaften, die Kirschner geprägt haben und die sie auch von ihren Eltern geerbt hat.

Von Neugier und Wissensdurst getrieben, absolvierte sie mehrere Ausbildungen. Den Anfang machte Mitte der 1980er-Jahre ihr Studium an der Wirtschaftsuniversität Wien in den Fachgebieten Steuerrecht und Wirtschafts­infor­matik. Letzteres war zu diesem Zeitpunkt noch kein reguläres Studium und Frauen in der Informatik waren sogar noch deutlich seltener als heutzutage. Doch Maria Kirschner bewies gutes Gespür: „Ich habe das damals ganz bewusst ausgewählt, weil ich eine sehr neugierige Person bin. Das war für mich DAS neue Feld.“

Die ersten rund anderthalb Jahre ihrer Karriere, zwischen 1993 und 1995, verbrachte sie dann trotzdem im Wirtschaftsministerium als Trade and Industry Consultant. Das große Thema während dieser Zeit war der Beitritt Österreichs zur Europäischen Union – mit spannenden Aufgaben für Maria Kirschner. „Mich interessieren politische Entwicklungen noch immer, aber ich habe nie bereut, in Richtung der IT gegangen zu sein, und konnte bis jetzt die Kreativität und Innovationskraft, die dieser federführende Bereich für unsere Zukunft bietet, extrem positiv nutzen“, erklärt sie. Das war zugleich ein ganz entscheidender Wendepunkt ihrer Karriere.

Sie verbrachte zwar noch ein knappes Jahr bei Master Foods International als Europe Trainee for Finance and HR, doch bereits 1996 folgte sie dem Ruf zu IBM, wo sie in weiterem Verlauf insgesamt 25 Jahre internationale Erfahrungen in den Bereichen Vertrieb, Service und Projektmanagement, unter anderem im Nahen Osten, in Afrika südlich der Sahara sowie in Mittel- und Osteuropa sammelte.

„Von 2017 bis 2021 war ich als Sales Executive Leader für den öffentlichen Sektor bei IBM Österreich verantwortlich, wo ich die Umsatzverantwortung für die gesamte Branche hatte und Verkaufsverhandlungen führte. Im Jahr 2021 übernahm ich die Position des Business Development Industry Leaders für den öffentlichen Sektor in der DACH-Region, arbeitete an einem strategischen Wachstumsplan und entwickelte langfristige Verträge“, zählt sie die letzten Stationen ihrer Karriere bei dem IT-Urgestein auf, bevor sie mit der Gründung von Kyndryl im November 2021 erst als Managing Director die Verantwortung für Kyndryl Austria und seit April 2023 die erweiterte Verantwortung für die Alps-Region übernommen hat.

Ausgebildeter Coach & ­Psychotherapeutin
In die Zeit bei IBM fallen auch die weiteren Ausbildungen und Studien von Maria Kirschner. Rund um die Jahrtausendwende studierte sie Internationales Projektmanagement an der Universität Wien, 2006 folgte eine Ausbildung in „Coaching & Organisationsentwicklung“ an der PEF Privatuniversität für Management Wien und 2021 schloss sie auch noch ihr Psychotherapie-Studium an der Universität für Weiterbildung Krems mit einem Master ab.

Insgesamt eine auf den ersten Blick vielleicht etwas ungewöhnliche Kombination von Aus- und Weiterbildungen, doch gerade für eine Führungsrolle von großem Vorteil – und ideal passend zum Unternehmen, für das sie tätig ist: „Ich bin Humanistin und ich glaube, wenn Menschen im richtigen Umfeld sind, können sie gemeinsam Großartiges leisten. Das versuchen wir auch bei Kyndryl umzusetzen. Innovation und Kreativität gehören zu einer Services-Organisation. Und es geht um Unternehmenskultur: Wir nennen es ‚The Kyndryl Way‘ und es ist ein Wertesystem, das für uns das Fundament bildet, wie wir miteinander umgehen und gemeinsam arbeiten.“

Kundenfokus, Teamwork, Offenheit, Klarheit und eine 360-Grad-Feedback-Kultur, das sind die Punkte, die für Maria Kirschner in ihrer Position im Mittelpunkt stehen. Sie verliert sich auch nicht im Mikromanagement, sondern setzt ihren Fokus nur dort, wo sie einen Unterschied machen kann. „Dieses Ressourcenmanagement ist extrem wichtig, seit ich mit Kyndryl Alps eine Region verantworte, die zwei Märkte inkludiert. Bei Kyndryl Alps arbeiten qualifizierte Expert:innen, die über fundiertes technisches Know-how und Erfahrung verfügen. Das, was andere besser können, belasse ich auch dort.“

Wie schon ihr Vater liebt Maria Kirschner, was sie tut. So überrascht es nicht, dass sie ihre Zukunft bei Kyndryl sieht. „Man weiß zwar nie, was die nächsten Jahre bringen, aber wenn ich es beeinflussen kann, dann ist meine Perspektive, dass wir unsere Schweizer und österreichischen Kunden in ihrer Digitalisierung unterstützen und Konzepte und Lösungen erarbeiten, damit diese Unternehmen Nutzen daraus ziehen, wachsen und in eine erfolgreiche digitale Zukunft gehen können“, sagt Kirschner, bevor sie abschließt mit: „Und ich will beweglich bleiben. Ich muss keinen Marathon gewinnen, aber an der frischen Luft gesunde Laufschritte zu machen, ist auf jeden Fall ein Ziel.“ (RNF)


12 FRAGEN AN MARIA KIRSCHNER 

Was wollten Sie als Kind werden?
Schriftstellerin oder Anführerin. Ich habe oft bei Schulredewettbewerben mitgemacht. Am Podium zu stehen, hat mich zwar nervös gemacht, aber gleichzeitig irrsinnig Spaß gemacht. Später habe ich dann verstanden, dass ich immer ein leichtes Lampenfieber hatte. 

Was bedeutet Glück für Sie?
Grundsätzlich: Gesundheit. Wer gesund ist, kann alles erreichen. Mit Menschen zu arbeiten und mit ihnen in guter Beziehung zu stehen, ist für mich das Allerwichtigste.

Welches Buch haben Sie zuletzt gelesen?
Ich lese meistens zwei Bücher parallel, im Moment: Hannah Arendt – Vita activa und Sheila Jasanoff – The Ethics of Invention. Zwei großartige Frauen, beide ­Pionierinnen in ihrem Feld!

Welche Persönlichkeit inspiriert Sie?
Menschen, die ihren Weg gehen und versuchen, die Gesellschaft positiv mitzugestalten.

Gibt es ein Lebensmotto, das Sie verfolgen?
Nichts hat Priorität gegenüber der Erfahrung. 

Mit wem würden Sie gerne einen Tag lang tauschen?
Lieber mit niemandem – wir haben alle so unterschiedliche Erwartungen und Hoffnungen. Interessant wäre es aber, in das Leben von Frauen im 19. Jahrhundert reinzuschauen: um zu erfahren, wie es ihnen ergangen ist, wenn ihre Brüder studieren durften und ihnen das verwehrt wurde.

Was war Ihr bisher größter Erfolg?
Ein gutes Leben zu führen. Selbstbestimmt und unabhängig, aber trotzdem gut geerdet in der Familie und im Freundeskreis.

Was ist das Verrückteste, das Sie in ihrem Leben getan ­haben?
Verrückt würde ich es nicht nennen, aber sehr aufregend und anders: Ich habe ein Jahr Sabbatical genommen, um in Sozialprojekten und auf der Gerontologie mitzuarbeiten und habe dabei sehr viel gelernt.

Worüber haben Sie zuletzt gelacht?
Ich lache sehr viel. Nicht selten über mein eigenes Hoppla.

Was motiviert Sie, tagtäglich aufzustehen?
Die Freude, gestalten zu dürfen und Einfluss auf unsere Zukunft zu nehmen. Sowie die Freude auf andere Menschen.

Gibt es etwas, das Sie schon immer ausprobieren wollten, sich bisher aber nicht getraut haben?
Eigentlich nicht. Aber ich habe noch viele Themen, die ich sehr gerne machen würde – die kommen alle noch. 

Wenn Sie ein Tier wären, welches wären Sie und warum?
Ich wäre eine Mischung aus Löwe und Ameise. Mut, viel Teamarbeit und ein gutes soziales Umfeld, das macht mir einfach Spaß. Ein bisschen vom Elefant dürfte auch dabei sein – Ausdauer. Und naja, manchmal auch ein Pfau – um mit dem wunderbaren Schlepp Feinde zu vertreiben und Freunde anzulocken.


ZUR PERSON
30 Jahre IT-Erfahrung
Seit der Geburtsstunde von Kyndryl Österreich fungiert Maria Kirschner als Geschäftsführerin des jungen Unternehmens, das sich im November 2021 als Spin-off von IBM abspaltete. Im April 2023 stieg sie zur Vice President, General Managerin von Kyndryl Alps auf – und verantwortet seitdem den österreichischen und den Schweizer Markt. Die gebürtige Burgenländerin blickt auf eine internationale Karriere in der IT-Branche zurück: Knapp dreißig Jahre Erfahrung sammelte sie in mehreren Management- und Führungspositionen in Europa, dem Nahen Osten und Afrika südlich der Sahara, wo sie Geschäftsbereiche und Talente entwickelte. Kirschner absolvierte u. a. ein Studium in Steuerrecht und Wirtschaftsinformatik sowie Psychotherapie.