Der gemeinnützige Wohnbau sieht schwierigen Zeiten entgegen. 2023 haben die 182 gemeinnützigen Bauvereinigungen (GBV) rund 14.900 Wohnungen fertiggestellt. "Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache", sagte Verbandsobmann Klaus Baringer am Dienstag. So lag die Bauleistung 2023 um 10 Prozent unter dem Zehnjahresdurchschnitt von 16.500 Wohnungen. Für die nächsten Jahre wird ein weiterer Rückgang der Bauleistung erwartet, weshalb die GBV mehr Maßnahmen von der Politik fordern.

"Für 2024 erwarten wir leider einen weiteren Rückgang auf etwa 14.100 Fertigstellungen", sagte Obmann-Stellvertreter Herwig Pernsteiner. Gleichzeitig liege die Zahl der in Bau befindlichen Wohnungen Anfang 2024 mit 24.400 um 23 Prozent unter dem Zehnjahresdurchschnitt. Hohe Zinssätze und hohe Baupreise bremsten die Bauinvestitionen. Für 2025 erwarten die Verbandsvertreter einen weiteren deutlichen Rückgang der Fertigstellungen auf etwa 10.000 bis 11.000 Wohnungen. Die Abschätzung sei aufgrund der teuerungsbedingten Bauverzögerungen und Planungsstopps allerdings mit Unsicherheiten behaftet.

Das von der türkis-grünen Regierung beschlossene Wohnbaupaket sehen die Interessenvertreter als ersten wichtigen Schritt zur Entspannung der "schwierigen Situation" am Wohnungsmarkt, hoffen aber, dass sich das Paket nicht als "Eintagsfliege" erweist. "Wir lösen das Thema nicht mit ausschließlich kurzfristigen Maßnahmen", betonte Baringer. "Wir müssen im System, in der Struktur wieder fit werden."

Aus Sicht des Verbandes braucht es dazu mehr gezielte Maßnahmen der Politik, etwa durch die Zweckbindung der Wohnbauförderung. Die Wohnbauförderung sei von bis zu 3 Mrd. Euro nach der Jahrtausendwende auf unter 1,9 Mrd. Euro im Jahr 2022 gefallen. Gleichzeitig seien die Einnahmen der Länder aus Darlehensrückflüssen und dem Wohnbauförderungsbeitrag 2022 mit etwa 2,7 Mrd. Euro um 850 Mio. Euro über den Ausgaben der Wohnbauförderung gelegen. Mit der Zweckbindung der Wohnbauförderungsbeiträge und der Darlehensrückflüsse könnten die gemeinnützigen Bauvereinigungen wieder vermehrt zinsgünstige Wohnbaufördermittel anstelle hoch verzinster Kapitalmarktdarlehen in Anspruch zu nehmen.

Handlungsbedarf bestehe auch bei den Themen Grundstücke und Verfahrensdauer. Länder und Gemeinden sollten aus Verbandssicht die Instrumente der Raumordnung intensiver nutzen, um Grundstücke für den leistbaren Wohnbau verfügbar zu machen. "Baulandmobilisierende Instrumente wie Baulandfonds, Flächenwidmungen für geförderten Wohnbau, Raumordnungsverträge bis hin zum existierenden, aber niemals angewendeten Bodenbeschaffungsgesetz müssen konsequent umgesetzt werden", forderte Baringer.

Rund 60 Prozent der Gesamtbauleistung der GBV spielt sich nach eigenen Angaben in Ostösterreich ab. In Wien und Niederösterreich wurden vergangenes Jahr 4.300 bzw. 3.970 Wohnungen fertiggestellt, im Burgenland waren es 1.000. In Oberösterreich wurden 2023 rund 2.070 Wohnungen übergeben. In der Steiermark waren es 1.250, in Tirol 950, in Salzburg 800, in Kärnten 290 und in Vorarlberg 260. Mit Ausnahme des Burgenlandes, wo fast so viele Einheiten wie 2022 errichtet wurden, ging die Bauleistung in allen Bundesländern zurück.

(APA)