Erich J. Haller, Geschäftsführer Obsthaus Haller, im Porträt.

NEW BUSINESS - NR. 3, MÄRZ 2024
»Wer Zukunft sagt, muss auch Nachhaltigkeit sagen. Betriebe, die bestehen wollen, müssen Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein in jeder Unternehmensentscheidung mitdenken.« © Clemens Fabry

Maximale Qualität: Diesem einen Ziel ordnet Erich Haller alles andere unter. Wenn er abliefert, dann niemals etwas anderes.

Die Veranlagung zum Handel mit Obst und Gemüse, die wurde Erich Haller eigentlich bereits in die Wiege gelegt – in diesem Fall vielleicht besser in den Obstkorb. Denn schon als Kind war er mit dabei, wenn Besuche in jenen Betrieben anstanden, wo die süßen Früchte von Baum und Strauch gepflückt oder Gemüse geerntet wurde. Das hat einen einfachen Grund: Schon sein ­Vater Josef Haller war 50 Jahre lang im Großhandel mit dem bunten Strauß an Produkten der Agrarwirtschaft tätig.

Junges Gemüse geht eigenen Weg
Doch das „jüngste Gemüse“ aus dem Hause Haller, der letztgeborene Sohn Erich, ging seinen eigenen Weg. Und der führte ihn vorerst in die Gastronomie und Hotellerie. Nach dem Abschluss der Hotelfachschule Modul studierte er berufsbegleitend Betriebswirtschaft. „Darauf folgte ein mehrjähriger Aufenthalt in den USA, wo ich in einem 5-Sterne-Hotelleriebetrieb arbeiten durfte. Nach unterschiedlichen leitenden Funktionen in österreichischen Gastronomiebetrieben wie Kolarik, Schimanko und Do & Co war ich Betreiber eines der drei führenden Wiener Nachtclubs, dem Platzhirsch“, erzählt er.

Vom Nachtleben ging es dann aber eben doch in den Großhandel. 2012 gründete er das Obsthaus Haller, das in den ersten Jahren von seinem Vater operativ geführt wurde. Seit 2016 ist Erich Haller dort auch als Geschäftsführer aktiv, nachdem sich sein Vater Josef in den wohlverdienten Ruhestand zurückgezogen hat. Als Mentor steht er seinem Sohn aber noch immer zur Seite und lässt sich weiterhin fast täglich blicken

„Der Schritt in die Selbständigkeit war für mich ein besonderer Meilenstein. Denn mit der Gründung des Obsthauses Haller habe ich als ehemaliger Gastronom auf ‚die andere Seite‘, zum Lieferanten der Gastronomie als Obst-Gemüse-Großhändler, gewechselt“, so der Obsthaus-Chef. Die davor gemachten Erfahrungen in der Gastronomie sind für ihn sehr wertvoll und helfen ihm heute dabei, seine Kund:innen besser zu verstehen und gezielter zu bedienen.

Der Kunde ist König
Genau das ist auch eine seiner obersten persönlichen Leitlinien, wie er erklärt: „Meinen Erfolg verdanke ich meiner absoluten Hingabe zum Job. Für meine Kun­d:innen gehe ich gerne die Extramei­le. ‚Der Kunde ist König‘ ist mein Leitsatz, der mich jeden Tag dazu antreibt, meine Arbeit perfekt zu machen und die nötigen Risiken einzugehen. Den Mut zum Risiko braucht es, um voranzukommen.“

Eine weitere Zutat in seinem Erfolgsrezept: „Ich möchte, dass es meinen Mit­arbeiter:innen gut geht. Denn nur dann geht es der Firma als Ganzes gut. Als Geschäftsführer bin ich dafür verantwortlich, dass immer ausreichend Ressourcen da sind und das Betriebsklima gut ist.“ Ob er seinen Job in dieser Hinsicht auch gut macht, kann er dank der flachen Hierarchie im Betrieb jeden Tag selbst überprüfen.

„Ich arbeite als Eigentümer Seite an Seite mit meinen Mitar­beiter:in­nen und lege großen Wert auf ein gutes Miteinander. Dabei geht es nicht nur um die Arbeit. Ich interessiere mich sehr für Menschen und möchte wissen, wie es meinen Angestellten geht. Egal ob beruflich oder privat, wenn jemand Unterstützung braucht, helfe ich.“

Qualität ohne Kompromisse
So wie ein Koch nur die besten Ingredienzen verwendet, um ein außergewöhnliches Gericht zu kreieren, hält es auch Erich Haller mit seiner Arbeit. „Bei Qualität gehe ich keine Kompromisse ein – in jeder Hinsicht“, hält er mit dem Brustton der Überzeugung fest. Neben der absoluten Kundenorientierung und der Wertschätzung und Förderung seiner Mit­arbei­ter:innen zählt dazu auch, dass er hohen Wert darauf legt, einen fortschrittlichen Betrieb zu führen: „Digitalisierung und technischer Fortschritt sind wichtig, um maximale Qualität zu liefern.“ 

Besonders fasziniert ihn die Schnelllebigkeit in seinem Beruf. „Ich fühle mich manchmal wie an der Börse. Im Handel mit Obst und Gemüse gibt es unbegrenzte Wachstumschancen. Dass wir mit gesunden Lebensmitteln handeln, ist da natürlich von Vorteil und fühlt sich sehr gut an. Wir tun den Menschen etwas Gutes mit unseren Produkten.“ 

Fortschrittlich zu sein und den Menschen etwas Gutes zu tun heißt heute auch, sich um die Zukunft Gedanken zu machen: „Betriebe, die bestehen wollen, müssen Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein in jeder Unternehmensentscheidung mitdenken. So auch das Obsthaus. Wir haben im vergangenen halben Jahr ein neues Frischelogistikzentrum am Großmarkt Wien gebaut, welches genau auf unsere Bedürfnisse und die unserer Kund:innen maßgeschneidert ist.“ Das beinhaltet u. a. eine große Photovoltaikanlage auf dem Dach, Voll­isolierung und Wärmerückgewinnung. Außerdem wird der anfallende Bio-Abfall bald für Biogasanlagen aufbereitet. „Zusätzlich wird es Ladestationen für unsere E-Flotte geben, die ebenfalls ausgebaut wird“, so Erich Haller. 

Spannende Projekte geplant
Die Übersiedelung ist für das erste Quartal 2024 angesetzt. Das ist der nächste Schritt zur Optimierung von Prozessen und Effizienz – und in Richtung Expansion. Geplant ist, österreichweit und auch in den Süden Deutschlands zuzustellen. „Ein neuer Geschäftsführer soll mich dabei unterstützen und mich freispielen. Dadurch gewinne ich Ressourcen für neue, spannende Projekte“, gibt Erich Haller zum Schluss einen Ausblick und fügt mit einem vielsagenden Lächeln hinzu: „Ideen habe ich viele. Ich schließe auch eine Rückkehr in die Gastronomie nicht aus.“ (RNF)


12 FRAGEN AN ERICH HALLER

Was wollten Sie als Kind werden?
Pilot. 

Was bedeutet Glück für Sie?
Gesund zu sein und Freunde zu haben.

Welches Buch haben Sie zuletzt gelesen?
„Zero to One: Wie Innovation unsere Gesellschaft ­rettet“ von Peter Thiel.

Welche Persönlichkeit inspiriert Sie?
Wenn es um Wirtschaft, Visionen und Zielstrebigkeit geht, dann Richard Branson, Elon Musk und Hans ­Peter Haselsteiner. 

Künstlerisch ist Hermann Nitsch einer meiner Lieblingsmaler, Bono von U2 und Chris Martin von Coldplay höre ich echt gern.

Gibt es ein Lebensmotto, das Sie verfolgen?
Ich schaffe das! Jedes Ziel ist erreichbar.

Mit wem würden Sie gerne einen Tag lang tauschen?
Ich möchte mit niemandem tauschen.

Was war Ihr bisher größter Erfolg?
Jeder Erfolg ist für mich groß – ich habe kein Ranking und freue mich über jeden einzelnen.

Was ist das Verrückteste, das Sie je in ihrem Leben getan haben?
In einem Kajak einen Wildwasserfluss hinabzufahren – ohne Ahnung davon zu haben.

Worüber haben Sie zuletzt gelacht?
Über mich selbst.

Gibt es etwas, dass Sie schon immer ausprobieren wollten, sich bisher aber nicht getraut haben?
Nein. Ich habe alles ausprobiert, was ich bisher wollte.

Was motiviert Sie, tagtäglich aufzustehen?
Etwas zu tun, um meine Ziele zu erreichen. 

Wenn Sie ein Tier wären, welches wären Sie dann und ­
warum?
Der König der Löwen. Denn ich möchte an der Spitze stehen und verteidige mein Revier und alle, die zu mir gehören.


ZUR PERSON
Der Kunde wurde zum Lieferanten
Erich Haller schloss eine Hotelfachschule ab und studierte Betriebswirtschaft. Nach 18 Jahren in leitenden Positionen in verschiedenen Gastronomie- und Hotelleriebetrieben gründete er 2012 die Obsthaus Haller GmbH, die mit ihrem Vollsortiment an Obst und Gemüse sowie gängigen Kräutern unter anderem die System- und Großgastronomie, die Hotellerie, Werksküchen, Kasernen und die Lebensmittelindustrie in Wien und Umgebung, Graz, Linz, Salzburg, Innsbruck und Klagenfurt beliefert. Seit 2016 führt er das Obsthaus auch als Geschäftsführer.